Kasai Trading Ninja-400 16-Zoll (40 cm) f/4.5-Dobson

Seit 2013 nutze ich ein gebrauchtes 16-Zoll (40 cm) f/4.5 Newton-Teleskop namens "Ninja", einen zerlegbaren Dobson aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Man benötigt etwa ein bis zwei Minuten, um die fünf Teile des Geräts zusammenzusetzen. Der "Ninja" verbindet die Vorteile eines Volltubus und eines Gitterrohrtubus: Er kann für den Transport, zum Herumtragen und zur Lagerung in kleinere und leichtere Einzelteile zerlegt werden. Zusammengesetzt weist der "Volltubus" des Ninja eine hohe Justierstabilität auf und es kann auch problemlos schwereres Zubehör benutzt oder am Tubus montiert werden (Telrad und Sucherfernrohr, schwere Okulare, Binokular etc.). Der Volltubus des Ninjas schützt effizient vor Streulicht und Taubeschlag. Das Innere des Tubus weist eine raue Oberfläche mit matter Schwärzung sowie ein einfaches aber effizientes Blendensystem auf. Die Tubuslänge ist grosszügig gewählt, so dass auch der Fangspiegel gut vor Lichteinfall und Tau geschützt ist.

Foto Teleskop
Abb. 1 - Der Kasai Trading 16-Zoll (40 cm) f/4.5-Dobson. Die Aufnahme wurde mit einer astromodifizierten Kamera gewonnen. Leider wies der H-Alpha-Filter ein Infrarot-Leck auf, was zu den merkwürdigen Farben führte.

Ich war nicht allzu begeistert, als ich in den Jahren 1999-2000 erstmals ein Ninja-Teleskop zu Gesicht bekam. Meine Gedanken dazu waren in etwa "okay, nun haben wir auch noch eine grosse schwarze Mülltonne auf dem Beobachtungsplatz". Der Geruch und der eher "billige" Look des GFK-Materials waren gewöhnungsbedürftig für ein doch recht teures Teleskop mit grosser Öffnung. Und warum, um Himmels Willen, wurde dabei ein Spiegel mit einem Öffnungsverhältnis von f/4.5 gewählt? Ich war damals ein Anhänger von Teleskopen mit langen Brennweiten. Und "lang" waren für mich damals Teleskope mit f/10 und darüber hinaus. Herr Kasai flog im Jahr 2001 persönlich von Japan in die Schweiz, um an der Swiss Star Party das Konzept des 16-Zoll-Ninjas vorzustellen. Unter tosendem Applaus setzte er das Teleskop in einer Minute zusammen. Ich war immer noch nicht beeindruckt.

Das änderte sich in jener wundervollen Nacht im Jahr 2009, als ich mit meinem 25 cm f/11-Newton Ganymed und einem ausgeliehenen 32 cm f/4.5 Ninja Seite an Seite den Planeten Jupiter beobachtete. Ich benötigte damals etwa 45 Minuten, um das bewährte 25 cm-Gerät, welches über 100 kg wog, zusammenzusetzen. Es wurde in jener Nacht von einem Teleskop geschlagen, das in einer Minute aufgestellt war. Das war eine furchtbare Erfahrung. Ich werde diese Pastellfarben und Details in Jupiter's Atmosphäre nie vergessen, die der 32 cm-Dobson Ninja (mit einer zentralen Obstruktion von 25%) offenbarte.

Das 25 cm-Spiegelteleskop mit seinem Zerodur-Spiegel und einer zentralen Obstruktion von gerade mal 12% lieferte fast das gleiche beeindruckende Bild, aber es wurde vom 32 cm-Ninja geschlagen. Die strukturierten Hauptbänder, der Grosse Rote Fleck, die dunklen und weissen Ovale, die bläulichen Wirbel, die Girlanden und balkenförmigen Objekte am Rande und zwischen den Hauptbändern waren überwältigend. All das konnte in beiden Teleskopen gesehen werden, aber der Ninja zeigte deutlich kräftigere und lebendigere Farben und ertrug etwas mehr Vergrösserung bzw. lieferte ein helleres angenehmeres Bild bei gleicher Vergrösserung. Öffnung gewinnt immer (gute optische Qualität vorausgesetzt) und wenn ein Teleskop mit grösserer Öffnung einfacher aufzustellen und zu transportieren ist als ein Teleskop mit kleinerer Öffnung, dann stimmt das nachdenklich.

Bild Teleskop
Abb. 2 - Das erste Ziel der Nacht - der Mond.

Im Jahre 2012 parkierte an der alljährlichen Mirasteilas Star Party in Falera ein alter Freund neben mir. Er hatte seinen schwarz glänzenden 40 cm-Ninja dabei. Er erzählte mir, er werde ihn verkaufen. Kaum hatte er das Teleskop zusammengesetzt, nahm er einen Zettel mit der Aufschrift "Zu verkaufen" aus dem Wagen. Ich sagte ihm, er solle den Zettel wieder im Auto verstauen, ich würde ihm das wundervolle Teleskop abkaufen. Er wollte es verkaufen, da er mittlerweile einen 56 cm- (22-Zoll-) Lowrider vollendet hatte. Seither ist der Ninja mein Haupt- Beobachtungsgerät.

Sowohl der parabolische Hauptspiegel mit 40 mm Spiegeldicke als auch der Sekundärspiegel (Fangspiegel) mit einer kurzen Achse von 90 mm (was zu einer moderaten zentralen Obstruktion von 22.5% führt) des Ninja-Teleskops bestehen aus LK-7-Glas und wurden von der Firma Astrosib in Nowosibirsk in Russland hergestellt. Astrosib stellte die Produktion von Spiegeln für Newton-Teleskope im Jahre 2010 ein. Die Ninja-Teleskope (eine 50 cm f/4.5, eine 40 cm f/4.5 und eine 32 cm f/4.5-Version) wurden bis 2019 von Kasai Trading Japan verkauft und in der Schweiz durch AOKswiss vertrieben. Leider wurde die Produktion dieser hervorragenden aber teuren Geräte 2019 eingestellt.

Teil I: Hintergrund