Überblick und Spezifikationen

Im Jahr 2020 kündigte Nikon das Z 20mm f/1.8 S-Objektiv an und pries es als schnelles Ultraweitwinkel- Objektiv für Landschaftsfotografie, für Portraits unter Einbezug der Umgebung (z. B. Strassenfotografie) und für Innenaufnahmen an. Die Objektive der S-Serie werden für Nikon's spiegellose Kameras (Nikon Z6 II, Nikon Z7 II etc.) hergestellt, die ein geringes Auflagemass (Abstand zwischen Bajonett und Bildsensor) von 16 mm besitzen. Zum Vergleich: Das Auflagemass des älteren F-Bajonetts für Spiegelreflexkameras (Nikon D850, Nikon D6 etc.) beträgt 46.50 mm. Der kürzere Abstand zwischen Bajonett und Sensor und der grössere Bajonettdurchmesser bei Nikon's spiegellosen Kameras ermöglicht die Konstruktion von Objektiven mit besserer Ausleuchtung der Bildecken und eine erhöhte Auflösung.

Nikon Z 20 mm f/1.8 S Bild
Abb. 1 - Nikon Z6 mit aufgesetztem Nikon Z 20mm f/1.8 S.

Das Nikon Z 20mm f/1.8 S ist das "Schwester-Objektiv" des viel gelobten Nikon AF-S 20mm f/1.8G ED. Untenstehende Tabelle zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Objektive.

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Abb. 2 - Nikon Z 20mm f/1.8 S (links) und Nikon AF-S 20mm f/1.8G.
Technische Daten: Nikon Z 20mm f/1.8 S: Nikon AF-S 20mm f/1.8G ED:
Optischer Aufbau: 14 Elemente in 11 Gruppen 13 Elemente in 11 Gruppen
ED-Linsen: 3 2
Asphärische Linsen: 3 2
Anzahl Blendenlamellen: 9 7
Nanokristall-Vergütung: Ja Ja
Naheinstellgrenze: 0.2 m (ab Sensorebene) 0.2 m (ab Sensorebene)
Maximaler Abbildungsmassstab: 0.19x 0.23x
Bildwinkel (FX): 94° 94°
Filter: 77 mm 77 mm
Gegenlichtblende: HB-95 HB-72
Dimensionen: 84.5 mm x 108.5 mm 82.5 mm x 80.5 mm
Gewicht: 505 g 355 g
Einführung: 2020 2014

Das neue Nikon Z 20mm f/1.8 S ist etwa 2.8 cm länger als das Nikon AF-S 20mm f/1.8G ED. Das Z-Objektiv passt damit unter Umständen nicht mehr ganz in dieselbe Seitentasche, in die das G-Objektiv noch schön reingepasst hat. Mit der Gegenlichtblende wiegt das Z-Objektiv 533 g, während das ältere G-Objektiv 378 g auf die Waage bringt - ein Unterschied, den man spürt. Will man das ältere G-Objektiv an eine spiegellose Kamera anschliessen, so wird ein FTZ-Adapter benötigt. Mit FTZ-Adapter ist das G-Objektiv etwas länger als das Z-Objektiv und etwa gleich schwer (das Nikon AF-S 20 mm f/1.8G ED wiegt mit aufgesetzter Gegenlichtblende und FTZ-Adapter 536 g).

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Abb. 3 - Nikon Z 20mm f/1.8 S (links) und Nikon AF-S 20mm f/1.8G mit montiertem FTZ-Adapter.

Die Kombination Nikon Z 20mm f/1.8 S & Nikon Z6 liegt sehr gut in der Hand und lässt sich problemlos den ganzen Tag herumtragen (vom Gewicht und der Grösse her ist sie vergleichbar mit der Kombination Nikon Z6 & Nikon Z 24-70mm f/4 S). Nebenbei erwähnt wird das Objektiv an der Nikon Z6 problemlos von der iOptron Skyguider Pro-Montierung getragen und die Montierung führt während mehreren Minuten zuverlässig der scheinbaren Bewegung der Sterne nach.

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Abb. 4 - Grössenvergleich zwischen dem Nikon Z 20mm f/1.8 S und dem voll eingefahrenen Nikon Z 24-70 mm f/4 S.

Die für das Nikon Z 20 mm f/1.8 S berechnete Modulationsübertragungsfunkion (MTF) ist in Abb. 5 dargestellt. MTF-Diagramme zeigen die Leistung des Objektivs bei der Reproduktion extrem feiner paralleler Linien. Auf der horizontalen Achse des MTF-Diagramms ist die Distanz von der Bildmitte bis zur Bildecke des Vollformat-Sensors aufgetragen, gemessen in Millimetern. Auf der vertikalen Achse ist der Kontrast aufgetragen. Die roten 10 Linienpaare/mm-Kurven S10 und M10 sind ein Mass für die Kontrast-Reproduktion des Objektivs bei Offenblende (f/1.8), während die blauen 30 Linienpaare/mm-Kurven S30 und M30 ein Mass für die Auflösung des Objektivs bei Offenblende (f/1.8) darstellen. Je höher die Kurven ausfallen und je horizontaler sie verlaufen, umso besser ist das Objektiv. Das Diagramm enthält zwei rote Kurven für die 10 Linienpaare/mm-Messung (S10, M10) und zwei blaue Kurven für die 30 Linienpaare/mm-Messung (S30, M30). Sie werden sagittale und meridionale Kurven genannt. Sagittale Kurven erhält man, indem man eine Testkarte mit feinen parallelen Linien verwendet, die parallel zur Bilddiagonale des Sensors verlaufen und meridionale Kurven erhält man, indem man auf der Testkarte feine parallel Linien verwendet, die senkrecht zur Bilddiagonalen des Sensors verlaufen.

MTF
Abb. 5 - MTF-Diagramm für das Nikon Z 20mm f/1.8 S-Objektiv (links) und das Nikon AF-S 20mm f/1.8G-Objektiv (rechts). Bild © 2021 Nikon Corporation (Quelle).

Beide Objektive zeigen eine exzellente Kontrastwiedergabe in der Bildmitte (vgl. rote Kurven; Werte über 0.9 bzw. 90% können als sehr gut betrachtet werden). Während die Kontrastwiedergabe des Z-Objektivs über das gesamte Bildfeld hinweg auf exzellentem Niveau bleibt, zeigt die Kontrastwiedergabe des G-Objektivs Schwächen in den Bildecken.

Die Auflösung des Z-Objektivs ist deutlich besser als die des G-Objektivs (vgl. blaue Linien). In der Bildmitte sind die Unterschiede moderat (aber bereits sichtbar), gegen den Bildrand hin und in die Bildecken sind sie erheblich und legen beim Z-Objektiv eine geringere Bildfeldkrümmung nahe. Beim Z-Objektiv liegen die meridionalen und sagittalen Kurven eindrücklich nahe zusammen und deuten auf nur wenig Astigmatismus hin (was vor allem für die Astrofotografie interessant ist). Nikon's MTF-Kurven erzählen uns allerdings nur einen Teil der Geschichte, da diese nur berechnet und nicht gemessen sind, nur bei Blende 1.8 dargestellt sind und da die Interpretation der Kurven aufgrund der verschiedenen Aberrationen nicht einfach ist.

Der optische Aufbau der Objektive kann Abb. 6 entnommen werden.

Lens construction
Abb. 6 - Optischer Aufbau für das Nikon Z 20mm f/1.8 S-Objektiv (links) und das Nikon AF-S 20mm f/1.8G-Objektiv. Gelb: ED-Elemente, blau: asphärische Elemente. Bild © 2021 Nikon Corporation (Quelle).

Weiterlesen: Teil II: Optische Eigenschaften (Astrofotografie)